"AUSZEIT ... ZWEIG und BERNHARD" von Martin Janusch

"AUSZEIT ... ZWEIG und BERNHARD" von Martin Janusch



Der Bernhard, der schenkt dem Zweig volle Wortwiederholung ganze Kombineige ein, dem Zweig. Zunächst. Bislang. Der Bernhard, der hat den Zweig oft schon perseveriert, penetriert mit naturgemäßer, mit vom Stumpfsinn entlöster Wortwiederholung in höchst feinem Gewebe einer Individualsemantik. Einsperren wollte der Bernhard den Zweig sogar zuvor. Einsperren in einem für den Zweig eigens errichteten Überlebensquader mitten im teutonischen Dichtwald der Wortgewaltwalze. Das ist die ganze Wahrheit.

Der Zweig, der entkam dem Bernhard, vielmehr wollte er dem Bernhard entkommen, als er dem Bernhard kundtat, dass es sich um sein Stallfeuer, sein loderndes, sein zum Entkommen taugliches Riesenaufflammen handelt, das einen Mann und seine Tat vom verbalen Galgenstrick des Bernhard, vom Prokrustesbett dessen durchbohrender Wortgestaltungswiederholerzwingung fort bringt. Und der Zweig, der hat dem Bernhard fast schon in jedem Buchstaben zwei Metaphern entgegen geschleudert, der wollte den Bernhard metaphorisch entmachten, der Zweig, die Perseveranz von den Bernhardschen Hebeln weg haben.

Aber da kommt er wieder, der Bernhard. Zurück zum Zweig, direkt zu auf den Zweig. Zweig - mag sein - ist gleich in großen Schwierigkeiten, kommt der Bernhard so geradewegs auf ihn, den Zweig, zu. Und der Bernhard, der erspart sich nichts, im Gegenteil, eben weil er sich selbst nichts erspart, der Bernhard, schenkt er dem Zweig gleich um so mehr ein. Ständig wiederholt sich der Bernhard vor dem Zweig, andauernd stopft er den Zweig versuchsgemäß naturgemäß aus wie einen riesigen totgeschossenen Vogel. Wie einen auf seinem eigenen, dem Bernhardschen Schoß aufliegenden riesigen totgeschossenen Vogel in der Farbe Schwarz.

Nun aber der Zweig! Der hat die Gegenwehr im Literatenblutkreislauf, der hat seine eigenen Sprachverteidigungsmittel, der Zweig. Der Zweig sodann schlittert dem Bernhard entgegen, will den Bernhard unterhöhlen mit dreister Süffisanz von Wortperformanz. In einer einzigen phantastischen Nacht. In novellierter Unverschämtheit dramatischer, nunmehr der Verstaubung ausgelieferten Beinaheverkitschung. Schachnovellenmatt diesem repetierzwänglerischen Bernhard, diesem - in der Zweigdiktion - Erschlaffungsmagier von wortumhülsendem Leerläufer. Einsperren wollte der Zweig den Bernhard in ein Kalkwerk voll tristester Abraumwiederverwertung im gegensätzlichen Sinn.

JA!

Da steht der Wortwiederherausgräber.
Da steht der Suizidale.

Der eine war selbstmörderisch, da ihn seine ehemals geistige Heimat Europa, deren Untergang, in die Literatenzange nahm.

Der andere war Allesauslöscher.

Bernhard und Zweig, die beiden sind noch nicht fertig miteinander.

AUSZEIT ... ZWEIG und BERNHARD


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